Die Drei-Akt-Struktur ist eines der ältesten und bewährtesten Modelle, um Geschichten zu gestalten. Ursprünglich aus dem Theater stammend, hat sie auch im Romanschreiben ihren festen Platz gefunden. Diese Struktur unterteilt eine Geschichte in drei klar definierte Abschnitte: den Anfang, die Mitte und das Ende. Jeder dieser Akte hat eine spezifische Funktion, die dazu beiträgt, die Leser*innen zu fesseln und den roten Faden der Handlung aufrechtzuerhalten.
1. Akt: Der Anfang (Exposition)
Der erste Akt dient dazu, die Welt der Geschichte und ihre Figuren vorzustellen. Hier wird die Grundlage geschaffen, auf der alles Weitere aufbaut. Wichtige Elemente dieses Akts sind:
- Die Einführung der Hauptfiguren: Wer sind die Protagonist*innen? Was sind ihre Stärken, Schwächen und Ziele?
- Die Welt und ihr Status quo: In welcher Umgebung spielt die Geschichte? Welche gesellschaftlichen, emotionalen oder physischen Regeln herrschen dort?
- Der Auslösende Vorfall (Inciting Incident): Dieser Moment bringt die Handlung ins Rollen und verändert den Status quo. Es kann ein Ereignis, eine Begegnung oder eine Entscheidung sein, die die Hauptfigur zwingt, in Aktion zu treten.
Beispiel: In J.K. Rowlings Harry Potter und der Stein der Weisen ist der auslösende Vorfall Hagrids Besuch, der Harry darüber aufklärt, dass er ein Zauberer ist.
2. Akt: Die Mitte (Konfrontation)/dan-wells-7-punkte-system/
Der zweite Akt ist der umfangreichste und konzentriert sich auf die Herausforderungen, Konflikte und Entwicklungen, die die Hauptfigur durchlebt. Dieser Akt ist oft in zwei Hälften unterteilt:
- Die erste Hälfte: Die Hauptfigur versucht, das Ziel zu erreichen, stößt dabei jedoch auf Hindernisse und Schwierigkeiten. Hier werden oft Nebenfiguren eingeführt, Allianzen geschmiedet oder Konflikte vertieft.
- Die zweite Hälfte: Nach einem Wendepunkt oder einer Krise in der Mitte der Geschichte steigt die Dramatik. Die Konsequenzen der bisherigen Entscheidungen werden deutlich, und der Protagonist wird mit seinen inneren und äußeren Konflikten konfrontiert.
Wichtig im zweiten Akt ist die Spannungskurve: Es muss immer schwieriger und gefährlicher für die Hauptfigur werden, das Ziel zu erreichen. Dieser Teil der Geschichte sollte den Leser*innen das Gefühl geben, dass die Handlung auf etwas Großes zusteuert.
3. Akt: Das Ende (Auflösung)
Der dritte Akt bringt die Geschichte zu ihrem Höhepunkt und löst die Konflikte auf.
- Der Höhepunkt: Dies ist der dramatische Moment, in dem alles auf die Probe gestellt wird. Der Protagonist trifft eine entscheidende Wahl oder setzt alles auf eine Karte, um das Ziel zu erreichen.
- Die Auflösung: Nach dem Höhepunkt werden lose Enden zusammengeführt, und der Leser erfährt, was aus den Figuren geworden ist. Diese Phase sollte emotional befriedigend sein, egal ob die Geschichte mit einem Happy End, einem offenen Ende oder einer Tragödie abschließt.
Beispiel: In Suzanne Collins’ Die Tribute von Panem erreicht Katniss im finalen Kampf den Höhepunkt, der nicht nur über ihr Überleben entscheidet, sondern auch die Zukunft der gesamten Gesellschaft beeinflusst.
Warum funktioniert die Drei-Akt-Struktur?
Die Drei-Akt-Struktur funktioniert, weil sie intuitiv ist. Sie spiegelt den Verlauf wider, den wir in unserem eigenen Leben oft erleben: Eine Herausforderung (Akt 1), der Kampf, damit umzugehen (Akt 2), und die Konsequenzen unserer Entscheidungen (Akt 3). Diese Struktur gibt Autor*innen einen klaren Rahmen, innerhalb dessen sie kreativ arbeiten können, ohne sich in der Handlung zu verlieren.
Tipps zur Anwendung der Drei-Akt-Struktur
- Plane die Wendepunkte: Definiere den auslösenden Vorfall, die Krise in der Mitte und den Höhepunkt, bevor du mit dem Schreiben beginnst.
- Achte auf die Figurenentwicklung: Die Hauptfigur sollte sich im Laufe der Handlung entwickeln und durch die Herausforderungen geprägt werden.
- Halte die Spannung aufrecht: Jedes Ereignis sollte Konsequenzen haben, die die Geschichte vorantreiben.
- Flexibilität bewahren: Nutze die Drei-Akt-Struktur als Leitfaden, aber sei bereit, davon abzuweichen, wenn es der Geschichte dient.
Die Drei-Akt-Struktur ist ein bewährtes Werkzeug für Autorinnen, das dabei hilft, eine klare und packende Geschichte zu schreiben. Indem du diese Struktur an deine individuelle Erzählung anpasst, kannst du deine Leserinnen von der ersten bis zur letzten Seite fesseln.
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